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USA 2013 Nordwesten

Reisebericht in die Staaten Washington und Oregon

Kurzfristig entschieden wir uns erneut in die Vereinigten Staaten zu reisen.
Natürlich wollen wir wieder etwas Neues erleben und daher ging es im Direktflug nach Seattle um die Staaten Washington und Oregon zu besuchen. Wir werden sicher nicht alles was wir in einer Vorbereitungs-KMZ (Datenpunktsammlung in Google-Earth) erstellt haben besuchen können. Zu groß ist das Gebiet, zu vielseitig die Sehenswürdigkeiten zu vielfältig und die Naturlandschaften zu fantastisch.
Uns erwartet eine zerklüftete Pazifikküste, hohes Gebirge, Regenwälder und Schluchten mit hunderten von Wasserfällen.

[GB] verdict
On short notice we decided to travel to north-western area of USA. We expected a raw pacific coast line, high mountain peaks with volcanic history , rainforests and amazing gorges with waterfalls.
And we got it all!

Tag  0 1  

  04. OKTOBER 2013 (Freitag)

Frankfurt - SEATAC (Seattle/Tacoma)

Abflughafen ist Frankfurt, denn von München aus bekamen wir kurzfristig keinen günstigen Flug. Ausserdem lag uns wieder daran direkt, d.h. ohne Umsteigen in irgendeinem Luftfahrt-Hub, das Ziel Seattle zu erreichen. Für uns überwiegen die Vorteile der kürzeren Reisezeit, kein Stress bei der Immigration, keine Aufenthaltzeiten, Flugzeugwechsel etc. Ausserdem gibt es in den doch 5-6h langen inneramerikanischen Flügen bei Umsteigeflügen Bordservice nur noch gegen extra Bezahlung. Also zahlen wir lieber etwas mehr für einen Direktflug und kommen trotz Holzklasse (economy) entspannter an.

Also los...

Das Auto steht sicher in einer Tiefgarage, der Shuttle Service funktioniert. Pünktlich hebt der Flieger in Frankfurt ab. Der Airbus ist relativ eng bestuhlt und bis auf den letzten Platz besetzt. Da wir Mittelsitzplätze haben wird es die nächsten 10 Stunden sehr unbequem, meine Knie sind fast wund als wir sogar vor 11:00 Uhr überpünktlich landen.

Trotz des "Shutdowns" der US Behörden durch die Zahlungsblockierung im US-Kongress, sind die Immigrationsdienststellen gut besetzt und wir sind binnen Minuten durch. Auch wenn der erste Officer etwas verwundert über den Reisezeitraum war, denn Washington und Oregon im Oktober wäre ihm zu kühl. Der Mietwagen wird ein Chevrolet AWD, wir liegen in der Choice-Line in der Garage erst mal Probe im Kofferraum. Schließlich soll er auch als rollende Basis dienen. Im Walmart wird eingekauft und alles für die nächsten Tage besorgt.

Das Navi muss erst noch vorkonfiguriert werden, es lotst uns gleich mal falsch und will auf eine Fähre. Erstes Ziel ist die Halbinsel des Olympic NP. Wetter ist sonnig mit hohen Schleierwolken und etwa 16°C. Sehr angenehm.

Es geht die Nordküste entlang, immer im Blick ist Kanada auf der anderen Seite der Bucht.

Gegen Abend rollen wir in Forks ein, nehmen ein Zimmer und fallen um 20:00 Uhr todmüde ins Bett, der Tag hatte jetzt ganze 24h, da wir seit drei Uhr morgens europäischer Zeit unterwegs sind. Zeitverschiebung ist 9h.

Tag  0 2  

  05. OKTOBER 2014 (Samstag)

Forks

Dank des Jet-Lags ist Aufstehen um 5:00 Uhr kein Thema. Zuhause wäre es ja schon 14:oo Uhr nachmittag. Der Sonnenaufgang soll entweder am Third Beach oder am Second Beach aufgenommen werden. An einer Tankstelle gibt es erst mal einen halben Liter Kaffe mit Haselnussgeschmack. Ich weiß jetzt, was mir die letzten 365 Tage wirklich abging. Ich stehe auf das Zeug, ist zwar Brühe, aber echt gute!

Weiter kulinarische Verirrungen sind Tinas (falsch gekaufte) Essiggurken. Die sind so penetrant mit Nelken gewürzt und gesüßt, dass man die kaum hinunterwürgen kann.

Am Beach müssen wir erst 15min hoch und runter im Regenwald wandern um an das Wasser zu kommen. Echt irres Gefühl, da nachts durch diesen extrem dichten Wald zu gehen. Hier ist nämlich Berglöwen (Puma) und Bären Gebiet. Nach einem steilen Abstieg steht man am Strand mit fantastischer Kulisse im Meer. Überall stehen Felsen mit Bäumchen oben darauf herum. Der Sonnenaufgang ist zwar nicht so sehr farbenfroh, aber die Landschaft entschädigt.

Wir genießen bis zehn Uhr und brechen dann auf. Unterwegs gibt es in Forks noch einen Burger mit Cola und danach geht es nordwärts zum Shi-Shi-Beach.

Um hier gute Aufnahmen zu machen braucht es Vorbereitung.

Wettervorhersage -> Check, Permit vom Indianerstamm -> Check, Gezeitentabelle und richtige Zeit -> Check, Tabelle mit Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten -> Check, Internetrecherche über Bilder anderer US-Outdoorfotografen -> Check, Lokale Beschreibung des Trails -> Check. Irgendetwas an dem Plan stört mich noch. Achja, wenn wir den Sonnenuntergang fotografieren, müssen wir wieder einmal mit Stirnlampe zurück. Und zwar etwa 5 Meilen weit, etwa 8,5 km.

Also, kann losgehen. Der Weg führt durch dichten Regenwald auf einem schön angelegtem Trail für etwa 20 min. Dann ändert sich da. Knöcheltiefer Schlamm auf den nächsten 40 min Wanderweg, aber immer noch durch Regenwald. Na klasse. Am Beach oben angekommen die nächste Überraschung. Oben? Ja, etwa 100 Höhenmeter müssen wir über Wurzeln steil nach unten, anscheinend haben schon welche aus Strandgut eine Seilhilfe angebracht um besser balancieren zu können. Für uns gut, denn dann wissen wir nachts an welcher Stelle es den Berg hochgeht. Unten finden wir eine Edelstahlschüssel mit Deckel frei im Wald stehend. Das Schild klärt auf, eine Freilufttoilette.

Es geht weiter, etwa 2 Meilen durch den Sand des Strandes, sehr anstrengend. Da wir sehr früh dran sind, etwa 15:00Uhr und der Sonnenuntergang um 18:42 ist, genießen wir auf einem alten Baumstand sitzend die Landschaft die nächsten drei Stunden. Es sind vielleicht noch 5-8 andere Personen an dem ganzen Strand, die meisten übernachten hier draußen. Wir haben bei Ankunft High-Tide, die Ebbe sollte um 20:00 Uhr sein. Das passt hervorragend für unser Ziel, den Point of Arches.

Abends gestaltet sich dann ein Sonnenuntergang der alles in den Schatten stellt. Pfeif auf den Rückweg, die Gedanken daran werden verdrängt. Es ist so unreal wie Abendhimmel über den Felsen im Meer leuchtet.

Dann geht es retour. Am Strand noch ohne Kopflampen, zum Glück ist Ebbe.

Trotzdem merken wir schon wie uns das Gehen im Sand sehr entkräftet. Nach zwei Meilen (3,6km) und einer Stunde Wanderung endlich wieder am Aufstiegspunkt. Jetzt geht es noch hoch, die Hirnbirn ist schon dringend notwendig, der Wald ist stockmauernfinster und Neumond ist auch. Oben dann wieder durch den Schlamm, doch im Schein der Kopflampen ist schwer zu unterscheiden wo fester Untergrund ist und wo tiefer Schlamm. Wir können kaum noch ausweichen (abseits ist undurchdringlicher Dschungel) und so läuft der Schlamm dann tatsächlich von oben in die hohen Wanderstiefel. Sehr kräfteraubend das Ganze. Nach über einer weiteren Stunde im Schein der Lampen sind wir endlich am Parkplatz, komplett eingesaut. Erst eine Stunde später treffen wir im 50 Meilen entfernten Motel ein, wo wir dann Grosswäsche incl. Schuhe in der Dusche betreiben.

Tag  0 3  

  06. OKTOBER 2013 (Sonntag)

Rialto - Hoh Rain Forest - Cape Disappointment

Wir wollten zum Rialto Beach, jedoch ist das Nationalparkgelände und die Straße gesperrt (immer noch wegen dem kompletten Zahlungsstillstand der Regierung). Schnell zum First Beach, der Himmel glüht bereits. Leider sind wir damit etwas spät dran. Allerdings bekommen wir neben Pelikanen auch einen Seehund zu Gesicht. Dann kommen noch drei Weisskopfseeadler. Fantastisch!

Allerdings kommt dann die Enttäuschung etwas später im Hoh Rain Forest. Das ist Nationalpark und damit gesperrt. Wenigstens eine Rangerin können sie sich noch leisten. Diese schiebt gefrustet Dienst in Kabine an der Zufahrt und erklärt jedem, dass selbst das erwandern zu Fuß nicht erlaubt ist. trotzdem ist auch entlang der Zufahrtstrasse einiges an Motiven zu holen. Sicher nicht das wie im Park selbst, aber man nimmt was man bekommt.

Die Reise südwärts an der Küste entlang ist dann verglichen mit dem bisherigen eher öde. Man fährt auf kurvigen Straßen durch hohen Wald. Die Ortschaften wirken heruntergekommen.

Wir statten Lake Qinault einen Besuch ab, ist aber nicht so sehenswert wie erhofft. Für Abends haben wir uns den Cape Disappointment State Park ausgesucht. Da gibt es zwei Leuchttürme und im Park können wir campen. Die Anmeldung erfolgt über ein Telefon, das an der Einfahrt hängt. Die folgende Frage-Antwort Prozedur dauert fast 10min, dann haben wir per Kreditkarte bezahlt und eine Registriernummer für den Campingplatz und ein Parkticket um die Leuchttürme anfahren zu dürfen.

Wir stellen uns auf den zugewiesenen Platz in Strandnähe, Tina baut die Staufläche des Autos zum Bett um und ich fotografiere ein wenig in der Nacht am Strand.

Tag  0 4  

  07. OKTOBER 2013 (Montag)

Cape Disapointment - Tillamook

Es regnet die ganze Nacht durch. Jedoch als wir morgens am Northhead Lighthouse stehen, ist es sogar ein wenig sonnig.

So geht es dann auch den ganzen Tag über, meist sind die etwa 15 Schauer an diesem Tage so kurz, dass selbst das Jacke anziehen länger dauert. Das Cape Disapointment Lighthouse muss man erwandern, ist jedoch so mit modernen Einrichtungen der Küstenwache versehen, dass es kaum zu einem guten Motiv taugt.
Auf der Weiterfahrt geht es in Astoria zuerst über die riesige Brücke über die Columbia River Mündung, später halten wir beim Haystack Rock am Cannon Beach. Es ist aber Flut und die Sonne steht ungünstig. 

Macht nichts, nächster Halt ist der Hug Point State Park. Dort soll ein kleiner Wasserfall direkt auf den Strand plätschern. Zu sehen ist der nicht, muss wohl um die Ecke in der angrenzenden Bucht sein. Um dort hin zu gehen, muss man aber durchs Meer, das gerade so einen Wasserstand hat, dass man die Wellen zählen muss um dann loszulaufen wenn es niedrig ist. Wir checken die Strecke und laufen dann barfuss im niedrigsten Stand zwischen zwei Wellen los, die Fotoausrüstung hoch haltend. Beim ersten Anlauf verschätzen wir uns, zurück ist zu weit und so flüchten wir auf einen flachen Felsabsatz. Trotzdem spritzt das Meer uns dort an. Als wir dann am Wasserfall sind, ist es wirklich klasse! Schönes Licht, genug Wasser im Rinnsal um auch einen Wasserfall zu bilden. Das ist nicht zwingend so, vor allem nicht im Herbst laut Reiseführer.

So verspäten wir uns wieder, der Rückweg ist dank einsetzender Ebbe nun leichter. Zum Cape Meares und seinem Leuchtturm schaffen wir es auf die Minute zum Sonnenuntergang, wenn der zu sehen gewesen wäre. Alles voller dicker Wolken. So bleiben wir dann in Tillamook in einem Motel.

Tag  0 5  

  08. OKTOBER 2013 (Dienstag)

Cape Kiwanda - Bandon

Es regnet. Und das nicht gering. Trotzdem sind wir früh auf und fahren zum Cape Kiwanda. Prinzipiell hat das an Attraktivität für Fotografen etwas verloren, seit 2011 der fotogene Arch eingestürzt ist. An einer Tankstelle bekommen wir das Auto gefüllt (in Oregon ist es per Gesetz verboten selbst zu tanken) und wir nehmen unser Frühstück mit. Jeder einen sehr großen Becher Kaffee und dazu die obligatorischen Riesenmuffins. Am Cape dämmert es, aber von Sonnenaufgang im klassischen Sinne keine Spur. Es dimmt sich heller. Wir wandern ein wenig in den Dünen und den Lehmklippen. Kann sehr gefährlich werden, daher ist sogar oben überall ein Zaun. Der Lehm ist im Regen rutschig, darauf liegen die Sandverwehungen. Das Ganze als Klippenlandschaft mit bis zu 50m Höhe, teilweise unterspült und man sieht wo sich das Meer immer mehr davon holt. Wer da sich da außerhalb der Zäune bewegt und ausrutscht hat danach keine Sorgen mehr. Die Brandung schlägt so sehr dagegen, dass man das Zittern spürt.

Für uns erst einmal Bildtechnisch nichts zu holen mit dem Grau des Himmels. Dann entdecken wir zwei andere weit unter uns, direkt an der Brandung. Dort ist ein Spalt und bei günstiger Wellenschlagrichtung und-höhe schießt da mit einem Knall eine Fontäne meterhoch mitten aus der Landschaft heraus. Also rüber über den Zaun und den Sandhang runter um das abzulichten. Doch bereits nach den ersten Bildern fängt es so heftig zu regnen an, dass durch den Wind getrieben wir in Kürze durchweicht sind. Daher treten wir die Flucht zurück an. Die Kamera muss ich extra schützen, so nass wird alles.

Zurück in Tillamook (etwa 30min waren wir nach Cape Kiwanda gefahren) wird im Safeway erst einmal eingekauft. Da das Wetter so schlecht bleiben soll, mit den Starkregen, beschliessen wir komplett bis zu unserem am südlichsten geplantem Punkt zu fahren, unterwegs die Spots zu scouten und dann praktisch die nächsten Tage von Süden her abzuarbeiten. Ab morgen soll das Wetter sich schon wieder ändern. Damit nutzen wir den schlechten Tag für Fahrzeit, die wir ansonsten auf Rückweg gebraucht hätten.
Wir besuchen einen Outlet, aber nichts was uns anspricht um zu shoppen.
Unterwegs stoppen wir an den Spots für die schöneren Tage. „Spouting Horn“ ist ein Loch, wo durch Wellenschlag eine Fontäne über 20m hoch schießt. Hier sollte auch Thors Well sein, ein Loch in den Klippen, wo das Wasser abläuft und man sehr schöne, aber auch nicht ganz ungefährliche Bilder machen kann.

Gegen 18:30 Uhr kommen wir in Bandon an, wo das Coquille River Lighthouse auf dem Plan steht. Leider regnet es immer wieder, teils extrem heftige Schauer in denen in Minuten alles schwimmt. Dann erwischt mich im Dunkeln auf den Ufersteinen wieder so eine Welle hinterrücks. Die Schuhe und Socken schwimmen wieder einmal, komplett geflutet. Nass von oben und unten suchen wir uns ein Motel. Für relativ günstige 50,- Dollar bekommen wir das letzte Zimmer in Bandon (o.k. für 80,- bis über hundert wäre auch etwas frei gewesen, aber hey: Wir pennen eh nur ein paar Stunden drin und trocknen unsere Sachen). Zum Abendessen geht es in eine Grillbar. Zuerst feurige Chicken-Wings (6St.) und ein Teller Seafood Chowder (eingedickte Suppe mit diversen Muscheln, Shrimps, Krabben etc..). Als Hauptspeise einen dicken Home-made Burger mit Pommes und dazu ein …. Hefeweizen. Letzteres aus einer lokalen Brauerei und nicht wirklich erwähnenswert. Vor allem nicht mit der hier immer noch obligatorischen Zitronenscheibe drin.

Tag  0 6  

  09. OKTOBER 2014 (Mittwoch)

Bandon

Bereits vor Sonnenaufgang wollen wir am Lighthouse von Cape Blanc sein. Es iste in wenig nebelig, der Leuchtturm wirft schöne Beams. Leider verpasse ich die beste Zeit, denn ich hatte vor näher ran zu wandern. In der Zeit löste sich der Küstennebel und der Leuchtturm war klar.
Trotzdem gab es dann zum Sonnenaufgang wunderbares weiches Licht, bzw. besonders kurz davor.

Da es nicht mehr weit ist, geht es kurz südwärts (was sind schon 50km) um das Wrack „Mary D. Hume“ noch mitzunehmen. Nach US-Verhältnissen historisch, immerhin 1978 gesunken, liegt das Teil als National Monument im Sandbett und verrottet.

Das hätten wir also auch erledigt, ab nach Norden.

Das Coquille Riverlighthouse wird am Tage noch abgelichtet, da es gerade von der Sonne neschienen wird. Weiter hoch, erneut bis Heceta Lighthouse.

Zuerst scouten wir „Thor’s Well“, da wir es gestern nicht gefunden hatten. Da war die Tide zu hoch und alles überflutet.

Heute scheinen die perfekten Konditionen zu herrschen. Es gab Fotografen die schon viermal hier waren, aber bisher kein brauchbares Foto mitnahmen. Die Randbedingungen bzgl. Gezeitenstand, Sonnenuntergangshimmel und Höhe des Wellenschlages und Wellenlaufrichtung müssen harmonieren um einen Poster-Shot zu machen.

Einmal das "Spouting Horn" und dann "Thor's Well" am Tage:

Für die Nacht nehmen wir uns einen Stellplatz in einem National Forrest Campground. Einer der wenigen, der von freiwilligen Helfern während des „Federal Shutdowns“ noch offen ist. 16USD/Nacht für einen schönen Stellplatz.
Cape Heceta Headlight nehmen wir bei flachstehender Sonne mit. Dann hurtig zu Thor‘s Well.
Tide hat Mittelstand, der Himmel ist klar mit ein paar Streifenwolken, Wellenschlag ist mittelmäßig und von Nordwest kommend. Perfekte Konditionen um nicht mit allzu viel Risiko Fotos machen zu können. Denn am Ufer wird eindringlich vor sogenannten Sneaker Waves gewarnt. Diese ab und zu kommenden, deutlich höheren und kraftvolleren Wellen, spülen einem dann von den Felsen. Tatsächlich knallt so alle 15 min eine wesentlich größere Welle herein die auch viel weiter hereinkommt. Wir nahmen uns schon Nachmittag Zeit alles zu beobachten und abzuschätzen, abends dann noch einmal kurzer Check der Lage.
Dann kommt der Sunset. Klasse Farben, exakt hinter dem Thor’s Well untergehend. Ein Foto jagt das nächste. Tina war zuvor ängstlich, aber angesichts der traumhaften Konditionen vergisst sie auch alles und schießt darauf los.

Vollkommen zufrieden sind wir um 20:30 Uhr am Campground und rollen uns im Kofferraum des SUV in die Schlafsäcke.

Tag  0 7  

  10. OKTOBER 2013 (Donnerstag)

Yaquina - Clear Lake - Mitchell

Wir verlassen um 5:30 Uhr schon das Camp, denn heute steht der Leuchtturm Yaquina auf dem Programm. An einer Tankstelle schnell Kaffee geholt und dann….shit. National Park. Gesperrt.
An der Tankstelle las ich eine Zeitungsüberschrift, dass man angeblich trotzdem als Wanderer rein kann, sind dann halt 1 Meile (1,8km) zu Fuss. An der Schranke steht aber „No Trespassing“.
Hmm, was nun? Ach egal, riskieren wir eben aus dem Land geworfen zu werden und steigen über die Schranken. Was tut man nicht für ein Foto.

Wir bekommen ein paar ganz gute Bilder hin und bleiben mutterseelenalleine bis etwa 10:00 Uhr im Park mit dem Leuchtturm. Vereinzelt kommen dann andere Besucher auch, das beruhigt uns. An der Schranke steht mittlerweile eine freiwillige Hilfskraft, die unbezahlt den Fussgängern Zugang ermöglicht.
Wir haben massiv Hunger und frühstücken gewaltig und herzhaft in einem Seafood Restaurant. Auch ein „Rentnerstammtisch“ ist anwesend und es ist unterhaltsam den Gesprächen zu lauschen. Diese Männergruppen sind wahrscheinlich weltweit austauschbar. Einer fährt auch ein standesgemässes Rentnergefährt, einen „Dodge Ram 3500 4x4 Highlift“. Im sitzen sehe ich aus dem Fenster gerade mal die Stoßstange auf Augenhöhe.

Heute verlassen wir die Küste und fahren ostwärts in das Landesinnere von Oregon. Es geht über Pässe durch schöne Waldgebiete, das Landschaftsbild wandelt sich in die Richtung wie wir es aus dem Südwesten kennen. Die Bäume stehen viel weiter und lichtdurchfluteter, die Waldböden sind grasig. Die Fahrt ist relativ lang, ein Zwischenziel ist der Clear Lake. Leider hat sich das Wetter wieder Richtung bewölkt geändert. Nur ab und zu ziehen hellere Sonnenstellen durch. Das Herbstlaub leuchtet, im glasklaren See vermischen sich die Spiegelungen der umstehenden Bäume mit den hellgrünen Algen auf dem Seegrund. Wie immer geht immer ein Smalltalk mit amerikanischen Touristen. Aber auch immer oberflächlich. Unterwegs können wir neben dem Highway noch einen fantastischen Abendhimmel beobachten.

Dazu nehmen wir uns wieder fast eine halbe Stunde Zeit. Erst weit nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Mitchell, ein ganz kleines Kaff mit vielleicht 10 Häusern und einem Hotel. Wie eine Westernstadt aus dem Film. Im Hotel bekommen wir ein Zimmer. Das besondere ist der ursprüngliche Charm, die Zimmer von der Haupt“halle“ aus alle zugänglich, das Bad mit Wanne ohne Duschschlauch, die Fenster wie in den früheren Filmen und Comics mit der unteren Fensterhälfte zum nach oben Schieben. Die Einrichtung wild aus Oma-Möbeln zusammen gewürfelt und total überladen. Mit der totalen Ruhe des Ortes schlafen wir schnell ein.

Tag  0 8  

  11. OKTOBER 2013 (Freitag)

Mitchell - Columbia River

Um sechs Uhr verlassen wir leise das Hotel und fahren zu den Painted Hills. Die haben ihren Namen von den Lagen aus verschieden farbenen Vulkanaschen, die hier vor 30 Mio Jahren jede Menge prähistorisches Zeug unter sich begrub. Demnach war diese Wüste früher Dschungel.

Natürlich ist der Zugang wieder gesperrt, da National Forrest Land. Selbst ein gelbes Absperrband haben sie noch gespendet. „Do not enter“, ja, ja. Wir gehen außen herum. Dadurch sind wir auch vollkommen alleine hier. Für die Klapperschlangen die es hier anscheinend in rauhen Mengen gibt (die haben ein eigenes Warnschild bekommen) ist es bei 5°C deutlich zu kühl und sie liegen hoffentlich total versteift unter ihren Steinen.
Der Himmel ist stark bewölkt, doch die Sonne findet kurz vor ihrem Aufgang ein Schlupfloch und lässt die dunklen Wolken rot erstrahlen. Dann schaut sie kurz über die Hügel um dann in den Wolken verstecken zu spielen.

Nach einer ganzen Reihe von Aufnahmen in dieser fantastischen, prähistorischen Welt brechen wir auf, zurück zum Hotel und dann nordwärts. Obwohl „nur“ 173 Meilen (320km), benötigen wir für die Strecke wieder 3h länger als die vorgesehenen 4h. Erst abends sind wir an der Columbia River Gorge.

Waren wir vor ein paar Tagen noch an der sehr breiten Mündung (die Astoria-Brücke dort darüber hat 4,1 Meilen / 6,6km Länge), so sind wir jetzt mitten an dem breitem Strom.
Unterwegs kamen wir an Mount Hood vorbei. Dort versuchten wir auf eine Nebenstrecke mehr westlich vorbeizufahren für ein Abendlichtbild, doch erstens war alles in tiefen Wolken verhangen und zweitens endete die Straße hoch oben in einem geschottertem Waldweg. Den hätten wir noch 11 Meilen fahren müssen um drüben wieder auf eine Straße zu kommen. Wir drehten dann um und machten am Berg noch zwei Testfotos von Wasserrinnsalen die malerisch den Fels herunter kamen.

Überraschung
bei der Herbergssuche. Morgen ist Columbus-Day und damit Feiertag. Fast alles ist ausgebucht und wir suchen eine Weile für eine Bleibe, finden dann ein Motel6 das ganz o.k. aussieht. Noch am Abend gibt es am Rowena Overlook noch erste Nachtaufnahmenversuche könnte , jedoch kommt kein Auto mehr die kurvige Strecke hoch damit ich die Lichter als Bänder aufnehme. Der eiskalte Wind und die langen Tage machen sich bemerkbar, wir ziehen uns ins Motel zurück.

Tag  0 9  

  12. OKTOBER 2013 (Samstag)

Columbia River Gorge - Troutdale

Aufgestanden und wieder zum Overlook gedüst. An einer Tankstelle zwei große Becher heißen Kaffee geholt (dieses Mal gab es „extra coffein, extra strong flavor“) und das Stativ an der Brüstung der Galerie aufgebaut. Wir tranken unseren Kaffee, aßen die Muffins dazu und genossen den heller werdenden Tagesanfang. Über Nacht hatte es geregnet, tiefdunkle Wolken hängen über dem Columbia River. Dann gegen 8:30 Uhr öffnet sich ein Spalt und lässt für wenige Minuten die frisch aufgegangene Sonne einen Strahl hinauswerfen. Das Spiegelt sich im Fluss tiefer unter uns und es ensteht ein eigenartiges Licht. Ich malträtiere den Auslöser der Kamera und gleich daruf ist alles vorbei. Mit einem zufriedenem Grinsen auf dem Gesicht fahren wir ab, hat es sich heute doch wieder gelohnt.

Wir wollen als erstes heute den Eagle Creek Trail wandern. Dort sind ein paar Wasserfälle. Ich war glücklich, dass es bewölkt war und nieselte. Das perfekte Wetter für die geplanten Aufnahmen. Sonnenschein ist für morgen wieder angesagt, den können wir eigentlich jetzt 3 Tage nicht brauchen wegen der hohen Kontraste. Schon verrückt, so ein Fotografenurlaub?
Unterwegs kommen wir an der „Bridge of Gods“ vorbei, eine schöne Eisenkonstruktion, die bei dem Wetter jedoch nichts als Motiv hergibt. Die Käffer auf der Südseite des Columbia River sind entweder auf Touristennepp aus, manche haben gar keine Infrastruktur.
Die Anfahrt zum Trail gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Freeway/nterstate Autobahn hat nur auf der Gegenfahrbahn eine Ausfahrt. Also erst weiter, später in einer Ortschaft wenden und wieder zurück. Am Parkplatz des Trailheads dann das übliche: Gesperrt, weil die Amerikaner im Kongress immer noch keine Einigung über ihr Budget haben. Somit auch keine Gebühr (ist ja eigentlich geschlossen) und keine Kontrollen. Dementsprechend geht es am heutigen Feiertag, dem „Columbus Day“, auch zu.
Wir starten frohen Mutes und wandern die Schlucht hoch. Der Weg ist steinig und führt durch Regenwald immer höher. Punchball Fall ist der erste den wir besuchen, dann geht es weiter in das Tal/Canyon hinein. Eine fantastische Stimmung herrscht. Es nieselt immer wieder, der Regenwald glänzt in unwirklich sattem Grün und dazwischen ist jede Menge gelbes Herbstlaub.

So wandern wir immer weiter, Ziel ist der Tunnel Fall und ein weiterer kurz dahinter. Teilweise ist der Pfad in die Felswand gehauen, kaum so breit dass ein Mensch gehen kann, aber Stahlseile zum Festhalten sind angebracht, denn es geht aus der Wand immer gerne gleich 30-50 m vertikal nach unten in die Schlucht. Insgesamt sind das einfach 6 Meilen (10,8km), d.h. nach über 8h wandern über Steinpfade kommen wir mit herrlichen Eindrücken aber kräftemäßig total fix und fertig wieder am Parkplatz an. Ich muss nicht erwähnen, dass die letzte halbe Stunde im Dunkeln mit Stirnlampe erfolgte? Ist bei uns schon Dauerzustand, weil ich mich vor lauter fotografieren immer verzettele.

Nun bräuchten wir wieder eine Bleibe für die Nacht. In Troutdale erkundigen wir uns gleich beim ersten nach der Ausfahrt vom Freeway. Tina entdeckt im Gutscheinbuch von „Roomsaver“ (gab es am Flughafen bzw. in vielen Restaurants liegt das aus) für diese Motel einen Nachlass.
Mit meiner früherern Erfahrung geht man so vor: erst fragen ob ein Zimmer frei ist, wenn ja nach dem Preis fragen. Danach erst den Gutschein zücken und hinhalten. In anderer Reihenfolge, d.h. Gutschein gleich auf den Tresen, wurden wir ganz früher schon gerne mal mit „alles belegt“ abgewiesen. Dann versuche ich noch scheinheilig die Frage ob es denn auch bei zwei Nächten gültig wäre, zum selben Preis. Und schon haben wir eine tolle Basis für die nächsten Tage.
Jetzt gab es im Restaurant noch einen leckeren Original Burger der uns so richtig satt machte. Es war ausser dem Muffin von heute morgen nach der ganzen Wanderei unsere erste Mahlzeit. (Halt, nicht ganz: Eine Tüte mit ein paar Gramm Trockenrindfleisch haben wir am Ende der Schlucht genossen).

Tag  1 0  

  13. OKTOBER 2014 (Sonntag)

Troutdale - Columbia River Gorge

Heute bleiben wir etwas länger liegen und frühstücken dann im Hotel, welches für amerikanische Verhältnisse sehr reichhaltig ist. Gegen 10:00 Uhr treffen wir beim Parkplatz des Tanner Creek ein, wo die Wahclella Falls sind. Der Rundtrail ist nicht sehr anspruchsvoll, etwa 3km lang. Wir haben großes Glück, denn die Sonne kommt gerade als wir hinten ankommen so über den Berg, dass sich ein einmaliges Schauspiel bietet. Die Strahlen erleuchten die Wassergischt und später steht die Sonne genau in der Kerbe aus welcher der Wasserfall kommt.

Am Creek entlang selber gibt es jede Menge weitere Motive.

Man muss gar nicht „umdekorieren“ oder „landschaftgärtnerisch“ tätig sein, die Natur wirft ihr Herbstlaub so malerisch in Position, dass man gar nichts mehr für einen schönen Bildaufbau hinzufügen müsste. Am Eingang ist gleich der relativ kleine Munra Fall, dessen weisse Gischt über schwarzen Fels läuft. Ein schöner Kontrast.

Als nächsten Punkt nehmen wir uns die Horsetail Fälle vor. Der Horsetail liegt direkt an der Strasse. Da hier langes Wochenende ist, bekommen wir kaum einen Parkplatz. Im übrigen gilt wieder einmal: Alles eigentlich gesperrt, weit und breit sind alle Ranger zwangsbeurlaubt. Somit lassen sich auch die Amerikaner nicht aufhalten die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Eintritt muss man auch nicht zahlen (alle Parks sind Gebührenpflichtig, wir haben jedoch noch unseren Jahrespass von letztem Jahr der dieses Monat noch gelten würde), denn wie sollen beurlaubte Ranger abrechnen oder die Gebühren-Tüten der Selbstregistrierung einsammeln?

Na gut, Horsetail ist abgehakt, aber halt: da ist noch ein Schild. 0.4 mi zu den Ponytail Falls, 0,8 mi zu eine Aussichtspunkt, 1,2 mi zu weiteren Fällen. Also los. Es geht steil bergan. So steil, dass wir schnell über dem weit über hundert Meter hohen Wasserfallaustritt in der Wand stehen. In der Schlucht dahinter ist der Ponytail Fall. Ein Traum von Wasserfall, da er über eine Kante fällt und man in der Höhle dahinter durchgehen kann.

Etwas weiter hoch ist dann der View-Point. Man steht urplötzlich ungesichert auf weichem Waldboden mit Wurzelwerk frei an der Kante ins Nichts. Etwa 150m über der Strasse und Eisenbahn. Amerikaner sind ziemlich schmerzbefreit oder hirnamputiert. Da tollen Kinder herum (vor ein paar Jahren fiel ein 14-jähriger über die Kante), wird für Fotos ganz draußen gepost. Ich bekomme Bauchschmerzen und Gänsehaut beim hinsehen.
Die Aussicht ist allerdings atemberaubend, weit über den Columbia River nach Osten hinaus.
Weiter zu den anderen Fällen? Na klar. 1,2 Meilen noch. Pffff…kein Thema.
Allerdings geht es in Serpentinen sehr, sehr steil den Berg hoch. Richtig anstrengend. So kommen wir nach einer halben Stunde vollkommen durchgeschwitzt (immerhin hat jeder von uns etwa 12-15 kg Fotogepäck dabei) bei den Triple-Falls an.

Die hatte ich auf einem anderen Trail von Multnomah aus markiert, aber die Trails hängen zusammen. Das wäre ein schöner Reinfall geworden, wenn wir das von Multnomah aus angegangen wären. Etwa 6 mi mehr einfache Strecke!
Da wir heute stirnlampenfrei zurückkommen wollen, brechen wir um 17:20 Uhr zum Rückweg auf und erreichen kurz nach Sonnenuntergang in der Dämmerung wieder das Auto.
Vom Crown Point Overlook schieße ich noch eine Nachtaufnahme, dann geht’s ins Restaurant zum Essen. Sehr langsam gegartes schweinernes Fleisch, das fast von selber in seine Fasern zerfällt, mit Gemüse und Kartoffelbrei, dazu ein Brötchen mit gesalzener Butter.

Tag  1 1  

  14. OKTOBER 2013 (Montag)

Troutdale - Columbia River Gorge

Wir haben gestern das Zimmer noch um einen Tag verlängert, man kommt hier einfach nicht weiter. Es gibt so viel zu sehen und zu erwandern. Die Wasserfälle liegen zwar fast an der Strasse bei den Parkplätzen, jedoch sind dahinter an den dort startenden Wandertrails noch viele andere sehenswerte Objekte. Für heute haben wir uns wieder eine ganze Reihe davon vorgenommen.

Nach einem gutem Frühstück mit Blaubeer-Waffeln, Joghurt, Omelette mit Käse, Obst, Kaffee, Toast, Säften etc. starten wir. Der erste Blick aus dem Fenster zeigt dicke Suppe. Dichter Nebel hängt über Troutdale. Doch wenn man nach oben blickt sieht man, er ist nicht dick. Auf der Interstate wirkt das Ende des Nebels wie ein extrem heller Tunnel auf den wir zu fahren. Es saugt uns richtig an, immer heller werdend. Dann durchbrechen wir den Nebel und stehen im strahlenden Blau eines eiskalten Morgens. Erneut fahren wir zum Crown-Point hoch um von dort aus den Nebel im Tal zu fotografieren. Der Wind dort oben ist an diesem Morgen eiskalt und schneidend, schnell haben wir ein paar Kleiderlagen zum fotografieren angezogen. Links im Bild sieht man wo der Nebel aufhört und wir mit Auto heraus kamen.

Als Erstes nehmen wir uns den Trail vor den Multnomah Fällen vor. Der geht bei den Wahkleena Fällen steil in Serpentinen die Wand hoch. Nach etwa einer halben Meile schweisstreibendem Aufstieg ist man bereits weit über den Fällen an einem Aussichtspunkt. Von dort eine weitere halbe Meile und man steht vor den Fairy Falls. Nun noch ein wenig weiter und dann sind die Wahkleena Springs erreicht. Mit fotografieren benötigen wir dafür wieder 4 h bis wir am Auto zurück  sind.

Diese dauernden Anstrengungen mit Schweiß, dann unterschiedliche Temperaturen in den Tälern und Einschnitten, kalte Böen an den Wasserfällen, von der Gischt feucht gespritzt, stehenbleiben und fotografieren mit deutlicher Abkühlung, barfuss bis zu den Knien im eiskalten Creek oder letzte Woche im Pazifik stehen zum fotografieren, fast dauernd nassgeschwitzte T-Shirts von den Trails fordern langsam ihren Tribut. Der Hals kratzt, Husten kündigt sich an.
Als ich bei den Punch Bowl Fällen ins Wasser bin um bessere Aufnahmeposition zu haben, fühlte ich nach wenigen Minuten als ob man mir das Hirn aus dem Schädel ziehen würde, so kalt war das.
Abends haben wir die letzten beiden Tage ein heißes Vollbad im Hotel genommen.

Nächste Station werden die Elowah Falls. Unterwegs besichtigen wir einen wieder hergerichteten Tunnel mit der Holzkonstruktion des alten Columbia River Highways. Der Parkplatz für den Elowah Trail ist nicht einfach zu finden, denn wenn man nicht aufpasst ist man wieder von der alten Strasse auf der Interstate gelandet und kann erst bei der nächsten Ausfahrt in vier Meilen wenden und erneut sein Glück probieren.
Der Trail ist relativ kurz, nur eine halbe Meile einfach. Dennoch wieder steil mit Serpentinen auf und ab. Der Elowah Fall liegt wie in einem Amphittheater, fällt frei vom Felsen weg und ist bisher der für uns schönste. Das liegt an seinen Fallstrukturen. Außerdem erzählt uns ein Einheimischer, dass wir echt Glück hätten. Der Spray des Falles ist normaler so stark, dass man bereits die letzten Meter am Weg vollkommen durchnässt wird. Heute war fast keiner, sogar ds Holz der Brücke vor dem Fall war abgetrocknet. Das gäbe es nur wenige Male im Jahr.
Das Wochenende ist zum Glück vorbei, die Massen an Einheimischen touristen sind auch deutlich weniger und am Elowah sind wir bis auf 4-5 andere die kommen und gehen vollkommen alleine.

Anders sieht es dann abends an den Multnomah Fällen aus. Das ist sowieso der am Besten erschlossenste. Mit Bewirtung, einer Lodge, Beleuchtung und Besichtigungsplattform. Das gibt es bei keinem der anderen Fälle, dort war immer Natur pur außer den künstlich angelegten Trailpfaden.
Dementsprechend ist auch das Gedränge. Die Fälle ohne Personen auf der Brücke davor ist eine wahre Herausforderung. Abends ist es am Besten, weniger los und das Licht kommt zwar nicht direkt herein, aber das weiche Abendlicht ist angenehmer. Am Morgen liegen die Fälle im harten Gegenlichtschatten. Das übliche Touristenbild gemacht, anders geht eh nicht und zurück nach Troutdale.

Die Sonne ist schon wieder untergegangen, der Abendhimmel verzaubert in bonbonfarbenen rot/gelb Tönen. Am Rooster Rock State Park halten wir kurz um das festzuhalten.
Zum Abendessen gibt es Steak mit Beilagen. Zufrieden können wir in unser Comfort Inn Motel zurückkehren.

Tag  1 2  

  15. OKTOBER 2013 (Dienstag)

Troutdale - Mt. St. Helen

Heute werden wir den Columbia River und seine Wasserfälle verlassen. Ein Abstecher soll uns noch zu einem Lake auf der Karte bringen, doch vor Ort stellen wir fest, dass alles privater Grundbesitz ist.
Im Grundstück nebenan werkelt ein Gärtner und nach einem ausführlichem Schwätzchen (er hat sich gerne von der Arbeit abhalten lassen) und einer Vorstellung der Hauseigentümerin muss ich zumindest ihren Teich fotografieren. Wenn schon der See weiter oben nicht klappt.

Über Portland geht es nordwärts, der Mount St. Helen ruft.
Unterwegs liegt noch eine wasserbetrieben Mühle. Den Fotospot fand ich durch Zufall bei meiner Recherche zur Reisevorbereitung. Die Lokalität ist genial, fast ganze drei Stunden benötige ich um alle Seiten so richtig fotografisch abzuarbeiten. Natürlich wieder einmal da, wo man nicht darf. „Keep out“ hat welche Bedeutung gleich wieder?

Bereits am frühen Nachmittag sind wir dann am St.Helen. Die Zufahrtsstraße ist nicht gesperrt und so kommen wir trotz Federal Shutdown bis zum Observatory.

Da der Sonnenuntergang sehr gut zu werden verspricht, beschließen wir die Nacht oben am Rande der Blast-Zone zu verbringen. Also dem Bereich, der als unkritisch bei einem erneutem Ausbruch gilt. Der St. Helen ist in eine rote, eine blaue und eine allgemeine Zone eingeteilt. Die rote ist für alle tabu, Kernzone bei einem Ausbruch. Außerdem wollen Wissenschaftler die Wiedererstehung der Vegetation und Tierpopulation nach dem katastrophalen Ausbruch 1980 ohne menschliche Einflüsse beobachten. Die blaue ist mit Permit erreichbar und gilt als weniger kritisch, wir stehen am Rande der blauen. Wie vorhergesehen erleben wir einen dermaßen gigantischen Sonnenuntergang, die schneebedeckten Flanken des Vulkankegels sind schön angestrahlt.

Die Nacht wird sehr kalt, wir mummeln uns in die Schlafsäcke in unserem Auto.

Tag  1 3  

  16. OKTOBER 2013 (Mittwoch)

Mount St. Helen - Northhead Headlight

Morgens um 4:30 Uhr quäle ich mich das erste Mal aus dem Schlafsack, ziehe alles verfügbare an und gehe Sternenhimmelaufnahmen machen. Ist schon ein irres Gefühl, so gegenüber dem noch aktiven Vulkan zu stehen, ganz alleine und nachts. Zudem weiß ich nicht, was hier alles an Getier herumläuft.
Warum ich zu einer so seltsamen Zeit Sternenaufnahmen mache? Weil wir fast Vollmond haben und der zu hell scheint. Erst morgens um 3:44 Uhr geht er unter, also kann ich erst danach raus.

Eine Stunde später bin ich wieder im Schlafsack, wärme mich auf. Der Sonnenaufgang ist die nächste Aufgabe heute. Ich hatte mich gar nicht ausgezogen nach der Nachtaufnahme, mich nur wieder zugedeckt. Für eine gute Aufnahme heißt es am Morgen bei Sonnenaufgang wieder einmal Grenzen zu überschreiten und verbotenes zu tun. Aber lassen wir es dabei…keine Details.

Ein fettes Frühstück in einer Art Trucker-Restaurant (oder sind es die hiesigen Waldarbeiter) mit wirklich großen Portionen sorgt für den notwendigen Brennstoff nach der kalten Nacht.
Erneut steuern wir die Küste an. In Astoria wir die riesige Brücke abgelichtet.
Ausserdem liegt dort am Strand noch Wrack "Peter Iridale" der mit seinem Schiff dummerweise vor der eigentlichen Einfahrt in den Columbia River rechts abbog und strandete.

Da es so schön war und der Abend wieder gutes Licht verspricht ist der Campground am Northhead-Lighthouse wieder unsere Anlaufstelle.
Wir kommen um 17:00 Uhr gerade recht für das weiche Abendlicht am Strand und dem darauf folgenden Sonnenuntergang. Wir haben nur die dünnen Fleecepullover an, da die Sonne noch gut wärmte. Sogar barfuß im Pazifik machen wir noch gute Bilder der Wellen.

Nach dem Untergang der Sonne um 18:20 Uhr spürten wir richtig die Kälte, dazu bläst ein rauher Wind der durch alles dringt. Trotzdem blieb ich bis 21:00 Uhr, allerdings mittlerweile so durchgefroren und unterkühlt, daß ich die Kamera und das Stativ kaum mehr bedienen kann. Ich zittere unkontrolliert am ganzen Körper. Am Auto wird wieder alles Verfügbare angezogen, der Schlafplatz bereitet und dann komplett angezogen ab in den Schlafsack zum Erwärmen.

Zwei Stunden später habe ich wieder Betriebstemperatur und genügend Reserven um noch Nachtaufnahmen des vom Vollmond beschienen Strandes zu machen.

Selbstbildnis mit Sternenhimmel, nur vom Mondlicht beleuchtet. Die Strandgut-Bäume sind teilweise sogar noch größere Kaliber als der hier:

Tag  1 4  

  17. OKTOBER 2013 (Donnerstag)

Northhead Headlight - Forks

Der Sonnenaufgang ist sehr pastellfarben und das Licht spiegelt sich in der Dünungszone des Meeres. Leider vergesse ich die Filter alle im Auto, aber der Weg zurück ist mir zu weit. Also versuchen wir es wieder einmal ohne die Grauverlaufsfilter. Tina verschläft den Sonnenaufgang, der relativ spät ist, um 7:31 Uhr.

Es geht weiter nordwärts heute. Etwas Küste soll noch sein. Gegen Mittag steuern wir ein Diner an und essen gute Sandwiches und Suppe.

Beim Tanken werfe ich einen Blick auf die Schlagzeilen der Tageszeitungen. Es scheint als ob sich der Kongress nun auf eine Verlängerung des Kreditrahmens geeinigt hat und damit ab morgen wieder die Nationalparks geöffnet sind. Die
meisten Amerikanern, mit denen wir über diesen Federal Shutdown gesprochen haben, sind auch alles andere als amüsiert wie sich ihre Regierung dabei anstellt.
Manche Passanten haben sich sogar bei uns für die misslichen Umstände diese Shutdowns entschuldigt.

Als wir uns erneut der Küste nähern sehen wir schon, dass es nichts wird mit dem Abend. Dichter Küstennebel zieht
auf. Trotzdem versuchen wir es am Ruby-Beach im Olympic Nationalpark. Aber wie erwartet, ist nichts überzeugendes herausgekommen.

In Forks nehmen wir uns Motel. Nach den zwei Nächten, die wir im „Kofferraum“ des Autos geschlafen haben ist ein Bett
und Dusche schon eine Wohltat, dazu auch wieder einmal Internetzugang. Immerhin ist dieser Kofferraum eine „3-Zimmerwohnung“, Esszimmer, Arbeitszimmer (Bericht schreiben) und Schlafzimmer in einem. Nur Toilette und Bad ist immer außerhalb.

Forks ist bekannt als Ort für die Serie „Twilight Zone“, die hier mit dem Vampir und Werwolfgeschichten spielt. Heute abend und auch morgen früh trägt der Ort dem voll Rechnung. Dichter Nebel hängt bis Hausdachhöhe im Ort, darüber sieht man deutlich den Vollmond das ganze Erscheinungsbild erleuchten. Der Ort selber wirkt eh immer relativ verlassen und ruhig, dazu außen herum liegend die dichten Regenwälder, das verstärkt den Gruseleffekt von selbst.

Tag  1 5  

  18. OKTOBER 2013 (Freitag)

Northhead Headlight - Forks

Obwohl der Blick aus dem Fenster den schon beschriebenen nebeligen Zustand erkennen lässt, fahren wir Richtung Ruby-Beach, etwa 23 Meilen südwestwärts gelegen. Wir können es kaum glauben: Gestern abends war der Strand noch voll in dichten Nebel gehüllt, heute liegt er frei. Die Nebelbank steht ein paar Seemeilen ausserhalb, deutlich sichtbar.

Der Sonnenaufgang beschert ganz brauchbares Licht und so verlassen wir erst gegen 9:30 Uhr den Strand in Richtung Hoh-Rainforest Nationalpark. Der hat seit heute endlich wieder geöffnet. Drinnen machen wir die zwei kürzeren Trails. Der lange würde über 18,5 Meilen zum Blue Glacier führen. Da wären hin und zurück etwa 3 Tage zu veranschlagen . Das schaffen wir bis zum Abflug nicht mehr…
Der Mount Rainier ist das nächste Ziel. Zwar starten wir erst gegen 13:00 Uhr Mittags von Hoh aus, haben dann aber noch 243 Meilen zu fahren (etwa 400km).

In Aberdeen wollen wir etwas essen, bestellen in einem Mitnahme-Laden eine Pizza und stellen fest, dass sie hier nicht backen. Die präparieren die Pizza nach Wusch zum Mitnehmen und zu Hause zu backen. Zum Glück können wir unsere bestellte Pizza wieder zurückgeben. Hätten wir sie in den Motorraum legen sollen? Aber bei wieviel Drehzahl wird es warm genug, dass die Pizza gart?
Nach 5 Stunden Fahrt kommen wir zum Sonnenuntergang an. Der schneebedeckte Vulkan ist in fantastisches Licht getaucht. Leider finden wir in den dicht bewaldeten Zufahrtsstraßen keine Möglichkeit für einen Fotospot oder zum anhalten mit genügend Sicht ohne Äste, Leitungen, Häusern, Hügeln im Bild. Etwas später, als die Sonne schon lange hinter dem Horizont verschwunden ist, färbt sich der Berg in lila. Leider wieder ohne Bild.
Die Campgrounds sind schon alle für die Wintersaison geschlossen, in Packwood finden wir ein überteuertes Motel. Etwas schmuddelig aber wenigstens WiFi funktioniert. Hier ist die Inhaberin noch selbst am Tresen und ganz freundlich.

Tag  1 6  

  19. OKTOBER 2013 (Samstag)

Northhead Headlight - Forks

Der Mount Rainier foppt uns. Absolut wolkenfrei, was keine Selbstverständlichkeit ist, bekommt man dennoch aus dem ganzen hohen Wald aussenrum keine richtig gute Sicht auf den Vulkanberg. Die Bäume werden hier üblicherweise nicht zu den kleineren gezählt, da sind 40m Höhe normal und 60m auch mal drin. Ausserdem ist entgegen der Auskunft im Motel die Strasse zum Sunrise Point bereits für den Winter gesperrt. Wir brauchen also einen Ausweichplan und nehmen die Sackgasse nach White River. Da finden wir eine Lücke in den Bäumen am Fluss. Ein paar Fotos vom ersten Morgenlicht auf dem Mount Rainier werden es dann doch.

Wenn wir schon hier sind, können wir auch gleich noch die Silver Falls und den Trail am „Groom of Patriarch“ machen. Die Wasserfälle sind ganz in Ordnung.

Tief beeindruckt hat uns dann der zweite Trail. So etwas von gedämpft, leises Bachrauschen, bis zu 80m hohe Baumriesen, dazwischen gelber Mini-Bergahorn, immer Farne und Moose. Hier hat die Natur alles herein gepackt. Der Pfad ist ein wenig ein Waldlehrpfad. Dennoch überwältigt einen hier die Kraft der Natur. Sie nimmt einen direkt ein. Ein fettes Gefühl. A magic place!!!

Nach etwa 50 Fotos alleine auf dieser 1,2 Meilen Wanderung sitzen wir im Auto, immer noch beeindruckt.
Langsam rollen wir auf Seatac zu (der Name der Statdt kommt von Seattle und Tacoma, da dort der Fliughafen der beiden Städte liegt). Wir nehmen uns ein Motel, haben einen Jaccuzi im Zimmer. Da werden wir heute abend noch entspannen.
Abends kaufen wir die Mitbringsel für unsere Katzenhüter und gehen dann urig essen. Im Jimmy's Country Roadhouse geht es etwas anders zu als gewohnt. Am Eingang steht schon 200l Faß mit Erdnüssen. Dazu gibt es kleine Holzschälchen. Jeder Gast nimmt sich ein Schälchen, schöpft Erdnüsse so viel er will aus dem Faß (daneben lagert der Nachschub, heute waren das etwa 240kg !!). Die Schalen wirft man einfach beim Erdnüsse essen auf den Boden, man geht über einen Erdnussschalenboden. Das knirscht bei jedem Schritt. Da wir keine Reservierung haben, müssen wir auf einen Tisch warten. Dazu bekommen wir einen Pager, der blinkt und vibriert wenn für uns ein Tisch frei wird. Nach 20 min Erdnussfutter ist es für uns so weit.
Wir ordern Crawfish-Chowder (breiige Fisch-Suppe aus Süsswasserkrebsen), dazu ein mittlgroßes Top-Sirloin Steak mit Kartoffel und Salat. Die Cokes werden schneller nachgefüllt als wir begreifen können. Ich gönne mir noch ein Amber Beer.
Letzte Tat für heute: Volltanken zur Fahrzeugrückgabe, Packen und Jacuzzi geniessen.
Morgen ist Heimflug, die Boardkarten haben wir schon online erhalten und dann im Hotel ausdrucken lassen.

Tag  1 7  

  20. OKTOBER 2013 (Sonntag)

Northhead Headlight - Forks

Frühstück gibt’s im Motel, im Safeway holen wir noch eine amerikanische Fotozeitung „Outdoor Photographer“, die nächste Monatsausgabe. Die Zeitschrift ist ein „must have“ für Landschaftsfotografen.
Der Mietwagen geht retour. Gut, dass wir eine Glasversicherung mit abgeschlossen haben. Die Windschutzscheibe hat seit dem dritten Tag unserer Reise einen Sprung quer über die ganze Armaturenbrettbreite. Ein kleiner Steinschlag hat den fast einen Meter langen Riss entstehen lassen. Wir fuhren damit trotzdem weiter, denn erstens wollten wir keinen Tausch des Fahrzeuges (man erinnert sich, wir haben sogar probegelegen um diesen dann zu nehmen), zum anderen riskierten wir aber damit dass der nächste Stein oder eine Verwindung des Autos bei einem Schlagloch die ganze Scheibe zerstört. Sie hielt bis zum Schluss.

Sicherheitscheck ist relativ schnell erledigt und der Check In findet auch fast 20min eher statt,als gestern noch auf dem Boarding Pass stand. Damit geht es jetzt nach Hause, nach Frankfurt. Unser Auto steht dort, hatte aber bei der Fahrt zum Flughafen ein Leistungsproblem. Die Fahrt nach Hause wird hoffentlich noch gehen, dann muss es in die Werkstatt. Gut, dass wir beide noch drei Tage Urlaub zu Hause haben und solche Dinge erledigen können.

Resümee / Fazit

Insgesamt sind es 3180 Meilen (ca. 5120 km) mit dem Auto, etwa 30 Meilen (ca. 48 km)  zu Fuß auf Wandertrails gewesen, ein Viertel der Übernachtungen haben wir im Auto geschlafen und mit dem Wetter hatten wir ein Riesenglück.
Der "Federal Shutdown" hat uns relativ wenig betroffen, nur zwei Mal standen wir vor geschlossenen Schranken. Die State Park Mitarbeiter (nicht national verwaltet) durften ja weiterhin arbeiten.